Tausende Israelis demonstrieren für Freilassung der Geiseln

Nahostkonflikt - Tel Aviv
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Gaza-Krieg

Tel Aviv (dpa) - Tausende Menschen haben in Tel Aviv und anderen israelischen Städten für die Freilassung aller Geiseln demonstriert, die noch im Gazastreifen von der islamistischen Hamas festgehalten werden. «Vor sechs Wochen sah ich die Sonne wieder nach 471 Tagen in den Tunneln der Hamas und ich nahm einen ersten Atemzug, der nicht nur aus Angst bestand», sagte die ehemalige Geisel Doron Steinbrecher als Rednerin auf der zentralen Kundgebung in Tel Aviv einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» zufolge.

«Jetzt, sechs Monate später, kann ich immer noch nicht ganz ohne Angst atmen», fügte sie hinzu. «Das braucht Zeit. Und der erste Schritt ist, dass jeder zurückkommt.» Die Menge zog am Samstagabend vom sogenannten Geiselplatz im Zentrum von Tel Aviv zur Außenstelle der US-Botschaft in der Hajarkon-Straße. In Sprechchören forderten die Kundgebungsteilnehmer US-Präsident Donald Trump dazu auf, Druck auf den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu zu machen, die indirekten Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas erfolgreich zu einem Ende zu bringen. 

Die Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha verlaufen seit Wochen eher schleppend. Als Vermittler fungieren Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA. Trump hatte tags zuvor in Washington angekündigt, dass zehn Geiseln «sehr bald» freikommen würden. Es war aber nicht unmittelbar klar, worauf sich sein Optimismus gründete. 

Mob greift Auto eines Abgeordneten an

In Nes Ziona, einem Vorort von Tel Aviv, attackierte ein rechtsradikaler Mob das Auto des arabischstämmigen Parlamentsabgeordneten Aiman Auda. Videos, die in sozialen Medien kursieren, zeigen, wie aufgehetzte Personen mit Fäusten und Handflächen auf das Fahrzeug einschlagen. Nach Angaben des Politikers wurde die Windschutzscheibe beschädigt. Seine geplante Ansprache auf der örtlichen Geisel-Solidaritätsdemonstration vermochte er nicht zu halten, weil ihn die Polizei nicht schützen konnte oder wollte, berichteten Medien. 

Staatspräsident Izchak Herzog und der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, verurteilten die Gewalt gegen Auda. 

Nach offiziellen israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Im Zuge der angestrebten 60-tägigen Waffenruhe sollen zehn Geiseln freigelassen und die sterblichen Überreste mehrerer Verschleppter übergeben werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Während der Feuerpause sollen die Konfliktparteien dann über die Beendigung des Gaza-Kriegs und die Freilassung der letzten Geiseln verhandeln.

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