75 Prozent in Solingen geimpft, Remscheid weniger impfbereit?

Das Interesse an der Corona-Schutzimpfung ist im RSG-Land insgesamt hoch. Es gibt aber auch erkennbare Unterschiede zwischen beiden Städten. Eine Zahlen-Analyse von RSG-Chefredakteur Thorsten Kabitz.

© Guido Eul-Jordan / Stadt Remscheid

Wie groß ist tatsächlich die Impfbereitschaft der Remscheider und Solinger? Schaut man sich die Zahlen aus der Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein näher an, fallen drei Dinge auf:

  • Gemessen an der Zahl der impffähigen Bevölkerung (ab 12 Jahre) sind bereits 76 Prozent der Solingerinnen und Solinger mindestens einmal geimpft.
  • In Remscheid ist die Impfquote niedriger als in Solingen und auch niedriger als im NRW-Landesschnitt.
  • In beiden Städten nähert sich die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen immer weiter an.

Die Zahlen: Wie sie entstehen, was sie (nicht) sagen

Stand Montag (16. August) meldet die KV für Solingen 107.696 Erstimpfungen und 93.732 Folgeimpfungen und für Remscheid 67.526 Erstimpfungen und 58.741 Folgeimpfungen. (Hinweis: Impfungen mit Johnson & Johnson, der nur einmal verimpft werden muss, werden in der Statistik als Erst- und Folgeimpfung gezählt. Daher werden beide Werte hier immer getrennt betrachtet)

In die Statistik der KV fließen Meldungen der Impfzentren sowie der niedergelassenen Ärzte ein. Nicht erfasst werden hier die Impfungen von Betriebsärzten, die vor allem von einigen größeren Arbeitgebern organisiert wurden. Und: Die Statistik berücksichtigt nicht, woher die Geimpften kommen.

Heißt: Ein Solinger, der als Pendler in Köln arbeitet und dort eine Impfmöglichkeit bei einem Arzt erhält, wird auch in Köln als Impfling gezählt. Wenn eine Wermelskirchnerin zusammen mit ihrem Remscheider Freund in die Sporthalle West zur Impfung geht, werden beide in der Remscheider Statistik erfasst.

Genau genommen müsste man daher sagen: Es wurden 107.696 Erstimpfungen in Solingen durchgeführt usw. Man darf die Statistik also nicht bis auf letzten Zähler genau nehmen, auch wenn sich das nach Einschätzung von Verantwortlichen der Impfzentren weitgehend ausgleicht. Tendenzen lassen sich aber durchaus feststellen.

Unterschiede bei den Impfquoten

Legt man die offiziellen Einwohnerzahlen vom 31.12.2020 für Solingen (159.193) und Remscheid (111.516) zu Grunde, ergibt sich folgendes Bild bei den Impfquoten:

Erstgeimpfte

  • Solingen: 67,6%
  • Remscheid: 60,5%

Vollständig Geimpfte

  • Solingen: 58,9%
  • Remscheid: 52,7%

Bei Erst- und Zweitimpfung liegt Remscheid also jeweils rund 6-7 Prozent zurück. Und zwar nicht nur im Städtevergleich: Laut des bundesweiten RKI-Impfdashboard sind in ganz NRW insgesamt 67,1% mindestens einmal gegen Corona geimpft und 60,3% vollständig geimpft. Solingen liegt also im Landesdurchschnitt, Remscheid hingegen darunter.

Allerdings: Um die tatsächliche Impfbereitschaft zu ermitteln, ist es vielleicht hilfreicher, nur die tatsächlich impffähige Bevölkerung zu betrachten. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es in Deutschland bislang keinen zugelassenen Impfstoff. Also, nehmen wir die unter 12-jährigen einmal aus der Rechnung raus. Das sind immerhin 16.570 in Solingen und 11.770 in Remscheid. Ohne die Jüngeren sehen die Impfquoten in der Bevölkerung dann nämlich wie folgt aus:

Erstgeimpfte

  • Solingen: 75,5%
  • Remscheid: 67,7%

Vollständig Geimpfte

  • Solingen: 65,7%
  • Remscheid: 58,9%

Ergo: Gemessen an der impffähigen Bevölkerung haben sich bereits über Dreiviertel der Menschen in Solingen mindestens eine Corona-Schutzimpfung abgeholt. In Remscheid sind es immerhin schon über Zweidrittel, aber der Abstand bleibt auch hier bestehen.

Die Unsicherheiten

Sind die Menschen in Remscheid also etwas weniger impfinteressiert als die Solinger? Nein, das lässt sich aus den Zahlen so zumindest nicht ohne Weiteres ableiten. Neben den eben schon genannten Ungenauigkeiten in den Statistiken kommen weitere Faktoren hinzu: Ob tatsächlich alle Hausärztinnen und Hausärzte den bürokratischen Aufwand der Impfmeldung an die KV auf sich nehmen, weiß keiner so ganz genau. In der Anfangsphase im Winter, als teilweise sehr spontan in Alten- und Pflegeheimen geimpft wurde, wurden möglicherweise nicht alle Impfungen genau gezählt. Das spräche dafür, dass die tatsächliche Zahl der Impfungen (allerdings in beiden Städten) vermutlich noch höher ist als angenommen.

In Solingen liegt das Impfzentrum sehr zentral in der Innenstadt im ehemaligen Kaufhof, in Remscheid hingegen mit der Sporthalle West eher außerhalb und ohne Auto schwieriger zu erreichen. Solingen hat auch schon etwas früher auf Impfevents (Late-Night-Impfen) und mobile Angebote gesetzt. Inwieweit auch das eine Rolle spielt, seit die Prioritäten aufgehoben wurden und Impfungen inzwischen auch ohne Anmeldung möglich sind, kann aber keiner der Zuständigen genau beantworten.

Feststellen lässt sich aber für beide Städte: Die Zahl der Impfung steigt langsam, aber kontinuierlich weiter. Und der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung wird immer geringer. Wer einmal geht, holt sich also meist auch den zweiten Pieks.

Die tagesaktuellen Impfzahlen gibt es in unserem Corona-Ticker

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