Kopfschläge, Küchenmesser, SEK-Einsatz: Neue Details zum Vorfall in der Remscheider Theatergasse

Nach gewalttätigem Streit zwischen zwei Kindern: SEK-Einsatz am Hohenhagen. Krisenteam des Remscheider Jugendamts schaltet sich ein. Weitere Fragen bleiben offen.

© David Young, dpa

Ein 11-jähriger sticht in Remscheid im Streit auf einen 13-jährigen ein - das war die Meldung, die am Donnerstagabend aus Polizeikreisen inoffiziell an Pressevertreter lanciert wurde und deutschlandweit in die Schlagzeilen geriet. Im Laufe des Freitags ergab sich ein etwas differenzierteres Bild des Vorfalls. Die Stadt hat sich eingeschaltet. Am Freitag gab es außerdem einen SEK-Einsatz bei den Eltern des 13-jährigen mutmaßlichen Opfers. Einige Fragen bleiben aber immer noch offen - und werden es möglicherweise auch bleiben.

Was wir über den Streit wissen

Gegen 14.50 Uhr am Donnerstagnachmittag trafen der 11-jährige und der 13-jährige in der Gasse hinter dem Teo-Otto-Theater aufeinander. Beide Jungen gehen auf dieselbe Schule. Dort soll es vorher schon Streit zwischen den beiden gegeben haben. In der Theatergasse eskalierte es dann: Laut bisherigen Aussagen schlug der 13-jährige mehrfach gegen den Kopf des 11-jährigen. Darauf zog der Jüngere ein Küchenmesser und stach damit gegen das Bein seines Kontrahenten. Laut Polizei wurde der 13-jährige dabei leicht am Oberschenkel verletzt.

Krisenteam des Jugendamts schaltet sich ein

Der 11-jährige lief nach der Auseinandersetzung zunächst weg, konnte aber von der Polizei schnell aufgegriffen wurden. Die Beamten nahmen den Jungen mit zur Wache, informierten die Eltern und - wie in solchen Fällen üblich - auch das Jugendamt. Wie Stadt Remscheid am Freitagmittag bestätigte, waren der 11-jährige und die Familie beim Jugendamt bekannt: "Die Familie hatte in der Vergangenheit eine flexible Familienhilfe." Die Maßnahme sei bereits abgeschlossen gewesen. Auf Wunsch des erziehungsberechtigten Vaters soll diese Betreuung nun aber weitergehen.

Was wir (noch) nicht wissen

Ob sich die beiden Jungen gezielt zu der Schlägerei am Donnerstagnachmittag hinterm Theater verabredet hatten, ist noch genauso unklar wie die Frage, ob bzw. welche weiteren Personen beteiligt waren. Hinweise aus dem Umfeld, dass der 13-jährige schon mehrfach durch Bedrohung von Schülern auffällig gewesen soll, wollte die Polizei am Freitag auf Nachfrage nicht bestätigen. Die Polizei hatte im Laufe des gestrigen Tages allerdings Hinweise dazu bekommen, dass die Familie des 13-Jährigen Jungen im Besitz illegaler Waffen sein könnte.

SEK-Einsatz am Freitag (23.05.2025) am Hohenhagen.© Tim Oelbermann
SEK-Einsatz am Freitag (23.05.2025) am Hohenhagen.
© Tim Oelbermann

SEK-Einsatz am Freitagabend

Daraufhin durchsuchte die Polizei in Remscheid am Freitagabend insgesamt drei Gebäude und stürmte ein Haus am Hohenhagen. Ein Mann wurde zu Boden gebracht und gefesselt. Es soll sich um den Vater des 13-Jährigen handeln. Wie die Polizei am Samstagvormittag bestätigt, wurde dabei eine Druckluftwaffe sichergestellt. Eine Festnahme hat es aber nicht gegeben. Unterstützt wurde die Polizei bei dem Einsatz von Kräften des Ordnungsamtes.

Bleibt der Vorfall ohne Konsequenzen?

Das Jugendamt hat am Donnerstag geprüft, ob man den 11-jährigen in Obhut nehmen sollte. Für eine solche Maßnahme gäbe es jedoch hohe rechtliche Hürden, so die Stadt: "Eine Inobhutnahme ist nur gerechtfertigt, wenn eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes besteht, die nicht anderweitig abgewendet werden kann, oder wenn das Kind selbst um Aufnahme bittet." Beides sei am Donnerstag nach Einschätzung des Jugendamtes nicht der Fall gewesen. Die Entscheidung sei jedoch eine Momentaufnahme und werde fortlaufend weiter geprüft. Unmittelbare strafrechtliche Konsequenzen wird die Auseinandersetzung in der Theatergasse vorerst nicht haben. Da beide Kinder noch unter 14 Jahren und damit nicht strafmündig sind, wird die Staatsanwaltschaft wohl schnell zu den Akten legen.

Sondersitzung des Stadtrates

Auf Antrag der rechten Fraktion "Pro Remscheid" wird am Dienstag (27.05.) eine Sondersitzung des Stadtrats einberufen. Die Rechtspopulisten fordern weitere Konsequenzen aus dem Vorfall in der Theatergasse. Bei solch schwerwiegenden Straftaten mit strafunmündigen Beteiligten müssten "alternative Maßnahmen her, um den Schutz der Allgemeinheit zu gewährleisten". Ferner bezieht sich Pro Remscheid darauf, dass der 11-jährige irakische Wurzeln hat. Es gibt jedoch bislang keine bestätigten Erkenntnisse, die darauf hindeuen, dass Nationaität oder Herkunft der Kinder bei dem Streit eine Rolle spielten. Radio RSG geht in der Berichterstattung daher nicht weiter darauf ein. (tk)

Bilder vom Einsatzort in der Theatergasse© David Young, dpa
Bilder vom Einsatzort in der Theatergasse
© David Young, dpa

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