Remscheider Gymnasium: Wird die EMA zur Emma?
Veröffentlicht: Mittwoch, 29.09.2021 06:46
Das Remscheider Ernst Moritz Gymnasium will sich in Emma Herwegh Gymnasium umbenennen.

Für viele Menschen in Remscheid ist sie im Sprachgebrauch ohnehin nur "die EMA". Jetzt will die Schule die jahrelangen Diskussionen um den dahinter stehenden Namenspatron auf kreative Weise beenden: Das Ernst Moritz Arndt-Gymnasium soll künftig Emma Herwegh-Gymnasium heißen. Dafür hat sich die Schulkonferenz jetzt ohne Gegegenstimme ausgesprchen.
Der ursprüngliche Namensgeber, Ernst Moritz Arndt, war Schriftsteller und Freiheitskämpfer des 18. und 19. Jahrhunderts. Allerdings werden viele seiner Äußerungen zum Judentum heute als antisemitisch bewertet. Deshalb wurden zuletzt immer mehr Stimmen laut, die eine Umbennenung des Gymnasiums forderten.
Die Schulkonferenz einigte sich jetzt auf Emma Herwegh - eine der Vorkämpferinnen der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts - als neue Namensgeberin. Ein längerer Auswahlprozess mit rund 30 Vorschlägen war der Entscheidung voraus gegangen. Somit würde die Schule den Kurznamen EM(M)A zumindest sprachlich auch in Zukunft behalten. Ob das Remscheider Gymnasiums sich so umbenennen darf, muss jetzt die Politik entscheiden.
Begründung der Schulkonferenz
So begründet die Schulkonferenz ihr Votum, dem ein mehrmonatiger Findungsprozess vorangegangen war:
"Emma Herwegh (1817-1904) war eine für die damalige Zeit sehr moderne Frau. Aufgrund ihrer großbürgerlichen Herkunft genoss sie eine erstklassige Ausbildung. Sie sprach mehrere Sprachen und war auch in vielfacher Hinsicht künstlerisch begabt; war als Schriftstellerin und Übersetzerin tätig, zeichnete, komponierte und spielte Theater. Trotz oder gerade wegen des wohlhabenden, offenen, liberalen Umfeldes in ihrem Elternhaus war sie an den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen nicht nur interessiert, sondern auch aktiv beteiligt. Sie unterstützte die Freiheitskämpfer in Polen, Baden und Italien.
Als neue Namensgeberin unseres städtischen Gymnasiums kann die historische Person Emma Herwegh in vielfacher Weise der Schulgemeinde, insbesondere den Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrkräften als Vorbild dienen. Schon in frühen Jugendjahren zeigte Emma Herwegh ein umfangreiches Interesse, sie war belesen, kreativ und eignete sich daher eine umfassende interdisziplinäre kulturelle Bildung an. Zudem war sie stets eine kritische Begleiterin von gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen und pflegte den Kontakt zu zahlreichen Geistesgrößen unterschiedlicher nationaler Herkunft.
Sehr früh offenbarte sich ihr Mut, als überzeugte Demokratin gesellschaftliche Konventionen und politische Ordnungen zu hinterfragen und entschieden für ihre Grundsätze einzutreten. Als selbstbewusste Person, die sich aktiv für Frauen-, Menschen- und Freiheitsrechte einsetzte, nahm sie persönliche Risiken in Kauf.
Als überzeugte Europäerin stellt sie entgegen unseres aktuellen Namenspatrons das Verbindende und nicht das Trennende zwischen den Menschen – auch unterschiedlicher Nationen – voran. Und daher erscheint uns der Namenswechsel als Gymnasium mit Schülerinnen und Schülern vielfältiger kultureller und ethnischer Herkunft und im Angesicht des vor kurzem verliehen Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ als passender Ersatz und gewünschte Alternative."