Wupperverband gibt Fehler zu

Gut eine Woche nach der Flutkatastrophe in NRW läuft in vielen Städten die Auswertung der Ereignisse. Solingen will vor allem den zeitlichen Ablauf der Evakuierung von Unterburg untersuchen. Unsere Nachbarstadt Wuppertal gibt währenddessen erste Fehler im Krisenmanagement zu. Grundsätzlich haben die Talsperren dem Unwetter standgehalten und exakt so funktioniert, wie sie es sollen - so das gemeinsame Fazit vom Wupperverband und der Stadt Wuppertal. Aber: bei der Warnung der Bevölkerung hätten einige Dinge besser laufen können. Man hätte bereits einige Schwachstellen entdeckt, die jetzt ausgemerzt werden sollen. In Wuppertal Beyenburg gibt es bisher zum Beispiel keinen Pegelstand, ab dem automatisch gewarnt wird. An einer anderen Messstelle in Wuppertal konnten die Daten nicht abgerufen werden, weil die Kommunikation zusammenbrach. Die Warnsysteme und Datenauswertungen sollen jetzt verbessert werden

Die Talsperren im Wuppergebiet haben der Flutkatastrophe standgehalten. Dieses Fazit zieht der Wupperverband jetzt. Vor allem die Wupper-Talsperre habe erheblich dazu beigetragen, dass die Situation nicht noch viel schlimmer war. Der Zufluss zur Wupper-Talsperre lag vergangene Woche bei Werten, die statistisch gesehen einmal in 10.000 Jahren zu erwarten sind, sagt der Wupperverband. In den Sommermonaten sollen die Talsperren hier bei uns eigentlich große Mengen Wasser speichern, um in Trockenzeiten den Pegel der Wupper aufrecht zu erhalten. Um mehr Regen aufzufangen, hätte die Wupper-Talsperre zur Hälfte geleert werden müssen. Das sei in der kurzen Zeit aber nicht machbar gewesen. Der Wupperverband will die Ereignisse nun noch ausführlicher untersuchen.

© Wupperverband (Peter Sondermann)

Fazit des Wupperverbands:

Der Starkregen brachte am 14.7. flächendeckend Regenmengen zwischen 120 und 160 Litern pro Quadratmeter und lag damit über den Prognosen, so der Wupperverband. Dies betraf weitgehend das ganze 813 Quadratkilometer große Einzugsgebiet der Wupper.

Der Starkregen brachte innerhalb von 24 Stunden so extreme Niederschlagsmengen, die etwa einem Zehntel der durchschnittlichen Jahresmenge im Wuppergebiet entsprechen. Die Abflüsse an den Pegeln aller Bäche und der Wupper stiegen auf bisher unerreichte Marken Die alten Höchstmarken wurden an manchen Stellen um mehr als das Doppelte übertroffen. Dadurch seien den Talsperren so hohe Mengen an Wasser zugeflossen, wie noch nie zuvor.

Die Talsperren hätten bis zum Erreichen ihrer Stauziele große Teile dieser enormen Wassermengen gepuffert und dadurch die Hochwasserwelle verlangsamt.

Die großen Wassermengen führten am 14.7. dazu, dass die Talsperren, u.a. die Wupper-Talsperre und die Bever-Talsperre, den Vollstau erreichten. Sie hatten keinen Freiraum mehr, so dass genauso viel Wasser aus den Talsperren abgegeben wurde wie zufloss, so der Wupperverband. Die Hochwasserentlastungen der Talsperren sprangen an und die Talsperren liefen über. Die Bauwerke, Staumauern und Dämme, hätten auch in dieser Hochwassersituation einwandfrei funktioniert.

Aus der Wupper-Talsperre wurde in der Spitze am 15.7. frühmorgens eine Wassermenge von rund 190 Kubikmeter pro Sekunde abgegeben. Damit hat das Bauwerk sogar noch mehr geleistet, als für ein Hochwasser, das rechnerisch alle 10.000 Jahre auftritt, für diese Talsperre bemessen war.

Fazit der Stadt Wuppertal:

Es muss alles getan werden, um die Menschen bei künftigen Starkregen-Ereignissen früher und wirksamer vor einem Hochwasser warnen zu können, sagt die Stadt Wuppertal. Der Stadtteil Beyenburg war vom Starkregen und den Überschwemmungen besonders stark betroffen. Wie die Stadt sagt, zeigt eine erste Analyse, dass viele Dinge besser hätten laufen können. Eine Warn-Pegelmessstelle im Bereich Beyenburg gebe es bisher nicht. Die nächste Warn-Messstelle Kluserbrücke ist nach mehreren korrekt übermittelten Warnwerten aufgrund der zusammenbrechenden Telekommunikation zeitweilig nicht mehr abrufbar gewesen und ausgefallen. Im Bereich Beyenburg muss so schnell wie möglich, so Stadt und Wupperverband, eine zusätzliche Warn-Messstelle vorgesehen werden.

Weitere Erkenntnis: Bei ausgefallenden Kommunikationssystemen ist eine aktuelle Information über die Entwicklung und Warnungen an die Bewohner erschwert bis unmöglich. Die Wiedereinführung von Sirenen und weiteren Warnmöglichkeiten ist geplant und nun unbedingt mit Hochdruck voranzutreiben, so die Stadt Wuppertal.

Es sollen weitere Analysen folgen und alle Verbesserungsmöglichkeiten umfassend und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Vor allem müssen die Möglichkeiten der Wetterdatenauswertung weiterentwickelt und ausgebaut werden, um die Bevölkerung frühzeitig und konkret warnen zu können, sagt die Stadt Wuppertal.

Allerdings müsse auch festgestellt werden, dass ohne die regulative Wirkung der Talsperren die Schäden noch wesentlich größer ausgefallen wären.

 

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