Ungeimpfte in Solingen infizieren sich drei Mal häufiger

Trotz steigender Impfdurchbrüche: Ein Vergleich der Corona-Inzidenzen bei Geimpften und Nicht-Geimpften zeigt deutliche Unterschiede.

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Eine Corona-Inzidenz über 300 und aktuell rund 800 nachgewiesen Infizierte - so viele Fälle gleichzeitig waren es in Solingen noch nie seit Beginn der Pandemie. "Wir haben ein exponentielles Wachstum in Solingen", sagt Gesundheitsdezernent Jan Welzel in aller Deutlichkeit. Die Lage sei ernst, mal wieder, aber gleichzeitig besser beherrschbar. Denn es gibt zwar einen neuen Höchststand der aktuellen Fälle, aber keinen neuen Höchststand der Covid19-Patienten in den Krankenhäusern. Welzel führt das auf die Wirkung der Impfungen zurück. Gleichzeitig ist aber auch in Solingen zu beobachten, dass der Anteil der Geimpften unter den Infizierten steigt. Was heißt das?

Inzidenzen der Geimpften und Ungeimpften

Für unsere Region gibt es nun erstmals detaillierte Daten über die Corona-Entwicklung bei Geimpften und Ungeimpften. Statistiker der Stadt und das Gesundheitsamt haben dafür auf RSG-Nachfrage die Fälle von Mitte August bis Mitte November ausgewertet. Daraus lässt sich ablesen: Die Inzidenz der Ungeimpften ist 2,7 Mal höher als bei den vollständig Geimpften.

Betrachtet wurde der Stand am 15.November. Am Stichtag stand die Gesamtinzidenz in Solingen bei rund 230. Eine getrennte Betrachtung zeigt allerdings deutliche Unterschiede:

  • Die Inzidenz der vollständig Geimpften lag zu diesem Zeitpunkt bei 154, bei den nicht-geimpften Solingern hingegen bei 410.
  • Wird diese Entwicklung durch Infektionen bei Kindern beeinflusst, die bislang noch nicht gar nicht geimpft werden können? Nein. Zieht man nur die Inzidenz unter 12-jährigen aus den Daten, steht dort der Wert 399. Betrachtet man nur den Bevölkerungsanteil der über 12-jährigen in Solingen, kommt eine Inzidenz von 416 heraus - also annähernd identisch

Die Grafik zeigt außerdem: Die Inzidenzkurve bei den Ungeimpften ist in den vergangenen Wochen, insbesondere seit Anfang November, stärker und schneller angestiegen als bei den Infizierten mit vollständiger Corona-Schutzimpfung.

Mehr Impfdurchbrüche unter Neuinfektionen

Die Analyse zeigt zwar auch: Bei den aktuellen Neuinfektionen ist inzwischen fast jeder zweite Fall eine geimpfte Person. Allerdings heißt das nicht, dass sich jeder zweite Geimpfte infiziert. Im Gegenteil: Mittlerweile sind in Solingen über 70 Prozent der Gesamtbevölkerung durchgeimpft. Rechnet man die unter 12-jährigen heraus, liegt die Impfquote sogar schon bei 80,1 Prozent.

Setzt man das in Relation werde klar, dass sich Geimpfte weniger oft infizieren als Ungeimpfte, bilanziert das Gesundheitsamt. Oder anders herum betrachtet: Würden sich Geimpfte genauso oft infizieren wie Ungeimpfte, wie einige vermuten, müsste ihr Anteil unten den Infizierten entsprechend der Bevölkerungsverteilung auch bei 70-80 Prozent liegen - das tut er aber nicht. Außerdem seien die Krankheitsverläufe bei Geimpften meist weniger schwer. Wenn Geimpfte mit Coronainfektion im Krankenhaus landen, dann seien das meist Ältere und/oder Vorerkrankte - zwei Faktoren, die sich negativ auf die Impfung auswirken.

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Hinweis zu den Impfdurchbrüchen: Die Stadt Solingen erfasst unter Impfdurchbrüchen all die Fälle, in denen es trotz vollständiger Impfung zu einem positiven PCR-Test gekommen ist. Hier ist man genauer als das Robert-Koch-Institut. Das RKI erfasst in seinen Berichten in der Regel nur Impfdurchbrüche, wenn bei vollständig Geimpften auch Krankheitssymptome hinzukommen oder ein Krankenhaus-Behandlung notwendig wird. Die Stadt Solingen hält ihre Herangehensweise aber für aussagefähiger, auch wenn die ausgewiesene Zahl der Impfdurchbrüche dadurch höher ist als in bundesweiten Statistiken.

Unterm Strich liefert die Auswertung eine Reihe von Belegen für die Wirkung der Impfung und den schlechteren Schutz der Ungeimpften. Zugleich betont das Gesundheitsamt aber auch, dass Grundregeln wie Maske und Abstand für alle, ob mit oder ohne Impfung, gleichermaßen wichtig bleiben. Gerade in der aktuellen Phase der Pandemie sei besondere Vorsicht wichtig. Auch mit Blick auf Impfdurchbrüche und Impflücken setzt die Stadt daher bei ihren eigenen Veranstaltungen auf 2G-Plus und empfiehlt dies weiterhin auch anderen Veranstaltern und Gastronomen.

Mediathek

Um die Ergebnisse der Auswertung ging es auch in einem Interview mit Jan Welzel, Gesundheitsdezernent und Krisenstabsleiter der Stadt Solingen, zur Einschätzung der aktuellen Corona-Lage. Das Interview wurde am 27. November bei Radio RSG gesendet.

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