30 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen
Veröffentlicht: Sonntag, 28.05.2023 14:26
Chronik, Beiträge und Interviews rund um den 30. Jahrestag des fremdfeindlichen Anschlags auf das Haus der türkischen Familie Genç in Solingen. Zusammengestellt von Thorsten Kabitz.

Gürsün, Gülüstan, Hatice, Hülya, Saime. Das sind die Namen der fünf türkischen Mädchen und jungen Frauen, die am Pfingstsamstag 1993 beim fremdfeindlichen Brandanschlag in Solingen in den Flammen ihres Hauses ums Leben gekommen sind. Für viele Menschen in Solingen und der Region verbinden sich mit dem Anschlag aber auch die Erinnerungen an die Tage danach und die weiteren Folgen des Anschlags. Die großen Demos und Mahnwachen, aber auch Ausschreitungen und die schwierige Suche nach den Tätern.
Am 28. und 29. Mai 2023 finden in Solingen verschiedene Gedenkveranstaltungen zum 30. Jahrestag des Brandanschlags statt. Mehr zum offiziellen Programm der Stadt erfahrt ihr hier.
Weitere Informationen: https://solingen.de/inhalt/gedenken-30-jahre-brandanschlag
"Der Schmerz geht nicht weg", sagen Hatice und Kamil Genc, die damals zwei ihrer Töchter bei dem Anschlag verloren haben. Dass Bundespräsident Steinmeier und andere hochrangige Vertreter aus Deutschland und der Türkei am Pfingstmontag zum Gedenken nach Solingen kommen, sehen sie als wichtiges Zeichen. Familie Genc sagt aber auch: Staat und Politik müssten mehr tun gegen Rassismus, vor allem mehr Aufklärungsarbeit an Schulen würden sie sich wünschen. Andere fremdfeindliche Attentate wie 2020 in Hanau oder die NSU-Morde zeigten, dass das Problem nicht gelöst sei. Viele Jugendliche heute wüssten gar nicht, was 1993 hier passiert ist. Zum 30. Jahrestag werden Stelen mit Bildern der Todesopfer enthüllt. Dafür, so die Familie, sei man dankbar, hätte es sich allerdings schon früher gewünscht. Solingen zu verlassen, sei trotz allem für sie aber nie in Frage gekommen.
RSG-Chefredakteur Thorsten Kabitz hat Hatice Kamil im Vorfeld des Jahrestags darüber gesprochen, aber auch mit dem 19-jährigen Can Genc.
Zum Auftakt der offiziellen Gedenkfeiern wurde am Pfingstsonntag der Mevlüde-Genc-Platz in der Solinger Innenstadt eingeweiht. Er erinnert an die im Oktober 2022 verstorbene Mevlüde Genc, die bei dem Anschlag fünf Familienangehörige verlor und anschließend zur Friedensbotschafterin wurde, weil sie bereits unmittelbar nach dem Attentat auf das Haus ihrer Familie immer wieder zu Versöhnung und Toleranz aufrief.
Zum 30. Jahrestag des Brandanschlags werden am Montag neben Bundespräsident Steinmeier weitere hochrangige Gäste in Solingen erwartet. Ende der Woche fand bereits im NRW-Landtag in Düsseldorf ein Gedenken an den Anschlag statt. Landtagskorrespondent José Narciandi im Gespräch mit NRW-Integrationsministerin Josefine Paul.
Was wissen Jugendliche und junge Erwachsene, die 1993 noch nicht geboren waren, heute noch über den Brandanschlag? Wie gehen sie damit um? Inwieweit sehen sie Rassismus als Problem und welche Erfahrungen haben sie selbst damit gemacht? Wir haben mit Schülern der Anti-Rassismus-AG der Solinger Theodor-Heuss-Realschule darüber gesprochen.