Urteil im Prozess zum Brandanschlag am Solinger Grünewald erwartet
Veröffentlicht: Mittwoch, 30.07.2025 14:11
Heute (30.07.) Nachmittag will das Landgericht sein Urteil im Verfahren um den tödlichen Brandanschlag von der Grünewalder Straße in Solingen fällen. Auch der Angeklagte ergriff nochmal das Wort. So läuft der letzte Prozesstag.

Gegen 15.30 Uhr wird das Urteil am Landgericht Wuppertal erwartet.
Update 13:00
Ist der Angeklagte ein "rechtes Ferkel" (Zitat Verteidigung) oder nicht? Alle Opfer von Daniel S. waren Ausländer. Es wurde NS-Literatur im Haus seines Vaters gefunden, sowie Datenträger, Songs und Chats mit entsprechenden Inhalten. Auch wenn Ermittler das zunächst als nicht relevant einstuften. Für Nebenklageanwältinidabas Yildis kommt ein rassistisch getriebenes Motiv eindeutig in Betracht, sie empfahl dem Gericht, sich dazu noch mal Sachverstand vom LKA zu holen. Die Verteidigung wirft der Nebenklage hingegen vor, sich verrannt zu haben, beim Versuch Daniel S. etwas Rechtes anzuhängen. Die Auswertung von über 10.000 Suchanfragen bei YouTube oder Google über einen Zeitraum von zehn Jahren hätten gerade mal eine zweistellige Anzahl entsprechender Treffer gebracht, das deute auf gar nichts hin. Egal wie das Gericht sich entscheidet, an der eigentlichen Strafe wird es nichts ändern. Offen bleibt, wie das Gericht die Frage des Motivs letztlich bewertet.
Update 12:30
Waren die Ermittler auf dem rechten Auge blind? So sieht das Nebenklageanwältin Seda Basay Yildiz, die der Polizei aber auch dem Gericht vorwarf, das Motiv des geständigen Täters nicht genau genug aufgeklärt zu haben. Die Kritik, die Polizei hätte teilweise schlampig gearbeitet, teilten sogar die Verteidiger von Daniel S. Sie kommen aber zu einem anderen Schluss. Der Anschlag hätte nicht direkt den Menschen gegolten, die in dem Haus lebten oder ihrer Nationalität, sondern sei allein der gestörten Persönlichkeit des Täters geschuldet. Er habe durch seine Tat unvorstellbares Leid verursacht, das tue ihm unendlich leid, so Daniel S. in einem kurzen Schlusswort. (Mehr dazu hier) Das Gericht zieht sich nun zur Beratung zurück und will gegen 15.30 Uhr das Urteil sprechen.
Update 12:00
Am letzten Verhandlungstag des Prozesses um den tödlichen Brandanschlag auf der Grünewalder Straße wurden heute die Plädoyers der Nebenklage gehalten.
Die Opferanwältin Seda Basay-Yildiz übte erneut massiv Kritik an den en Ermittlern, die Hinweise auf ein mögliches rassistisches Motiv nicht weiterverfolgt oder (bewusst) in der Akte außen vor gelassen hätten. Dem Gericht warf sie vor, den Sachverhalt im Prozess nicht hinreichend aufgeklärt zu haben. Heute soll ein Urteil gegen den angeklagten Daniel S. fallen - die Staatsanwaltschaft forderte die Höchststrafe: lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Bei dem Brand in einem Mehrfamilienhaus war im März 2024 eine vierköpfige Familie aus Bulgarien ums Leben gekommen, sowie weitere Bewohner teils schwer verletzt worden. In den letzten Tagen sind Plädoyers gelesen und letzte Zeugen gehört worden. Die Staatsanwaltschaft forderte die Höchststrafe für den 35-jährigen Angeklagten. Heute werden die Vertreter der Nebenklage ihre Plädoyers halten und dann soll das Urteil fallen. Vor dem Landgericht haben Opfer-Vertreter und verschiedene Bündnisse zu einer Kundgebung im Anschluss aufgerufen. Von ihnen kam viel Kritik an den Ermittlern: sie werfen ihnen vor, ein mögliches rechtes Motiv bei dem Angeklagten nicht ausreichend untersucht zu haben. Die Angehörigen der Opfer sind erneut nach Wuppertal angereist um am Prozess teilzunehmen. (ns)